So verlangt (und bekommt) der amerikanische Kollege vier bis zehnmal soviel wie der deutsche Zahnarzt, und dass es in Italien auch nicht grade billig ist, hat so mancher Urlauber, der mit Zahnschmerzen zum Zahnarzt ging, doppelt schmerzlich erfahren müssen.
Nun wird ja gerne und dauerhaft behauptet, die neuen EU-Länder im Osten seien sozusagen ein Patientenparadies, da wäre alles viel günstiger zu bekommen als zuhause. Die Ostländer haben in der öffentlichen Meinung Spanien abgelöst – bisher galt ja Spanien als die Gegend, in der man Zahnersatz praktisch zum Nulltarif einkaufen konnte (bei den diskutierten Preisen wäre nicht einmal das Edelmetall bezahlt gewesen, und Gold hat nun mal einen Weltmarktpreis, der überall identisch ist). Aber, nun ist ja der europäische Osten en vogue. Da sollte man diese Aussagen (die ja auch gerne von Kassenseite geäußert werden) einfach einmal kritisch hinterfragen und zu verifizieren suchen.
Beispiel Polen: In Polen kann man recht preisgünstig den Führerschein erwerben, zu einem Bruchteil dessen, was man bei einer deutschen Fahrschule bezahlen muss. Und kosmetische Chirurgie – Fettabsaugen, Gesichtskorrektur, Brustvergrößerung etc. – schient ja auch viel billiger als bei uns. Könnte also stimmen, dass Zahnarztleistungen günstiger wären.
Vergleichen kann man aber nicht nur den Preis, man muss auch die Qualität einbeziehen, sonst ist ein Vergleich nichts wert.
Zahnärztliche Qualität
Die zahnärztliche Ausbildung ist in Polen, wie praktisch überall auf der Welt, modern und keinesfalls schlechter als bei uns. Das Curriculum der zahnärztlichen Ausbildung ist international, Wissen ist heute eben unteilbar. Nun möchte man meinen, die beste Ausbildung nütze nichts, wenn zu wenig Geld für die Praxiseinrichtung da ist. Das sieht aber in Polen ganz anders aus – die Technik ist meistens neuer als bei uns, die Kollegen dort entschuldigen sich schon, wenn eine Einheit älter als fünf Jahre ist. Könnte einem bei uns wohl kaum passieren.
Dem Augenschein nach arbeiten die polnischen Kollegen auf hohem Niveau – die Qualität der Arbeiten ist auf den ersten Blick hervorragend. Dies wird auch von Prof. D. Georg Meyer von der Universtität Greifswald bestätigt, der mit der Uni Stettin gute Beziehungen unterhält (in manchen Projekten kooperieren die beiden Einrichtungen).
Servicequalität
In Polen reagieren die Zahnärzte sehr flexibel auf die Marktanforderungen. Die Praxen haben häufig rund um die Uhr geöffnet (!), 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Um dies leisten zu können, haben sich mehrere Kollegen zusammengeschlossen. Und weil es dabei sinnvoll ist, dass nicht alle die gleichen Tätigkeits-Schwerpunkte haben, werden die diversen Therapierichtungen von jeweils dafür spezialisierten Zahnärzten angeboten bzw. die Kollegen haben ihren Tätigkeitsschwerpunkt so ausgerichtet. So kann sich ein Patient gut aufgehoben fühlen – er/sie wird ja von einem für das jeweilige Problem spezialisierten Zahnarzt behandelt. Überall schießen so „Dental Clinics“ aus dem Boden – es ist ja auch das Investitionsrisiko auf mehrere Schultern verteilt. Insbesondere Leistungen, die bevorzugt nachgefragt werden, werden auch angeboten und beworben – die Werbung ist schlicht und trotzdem auffällig: die Praxiszusammenschlüsse zeigen auf den Praxisschildern die Namen der Zahnärzte mit den jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkten. So etwas wirkt vertrauensbildend. Da sehr viele Patienten aus dem europäischen Ausland kommen, wird bevorzugt am Wochenende (da haben die Besucher die nötige Zeit) gearbeitet, und wenn es irgend möglich ist, wird die Therapie zügig durchgezogen – ein Patient kann dann mit vielleicht einer Übernachtung am Ort eine Therapie abgeschlossen erhalten.
Man hat sich auch weitergehend den Marktanforderungen anzupassen gewusst. Jeweils ein Kollege spricht eine andere Fremdsprache, so dass es praktisch für alle Zielgruppen einen Ansprechpartner in der Muttersprache gibt. Bevorzugt wird Englisch und Deutsch gesprochen.
Es soll nicht unterschlagen werden, dass es neben diesen hochmodernen Behandlungszentren selbstverständlich auch richtig konservative Einzelpraxen gibt – nur, die sind auf dem Rückzug. Die Kollegen haben auch in Einzelpraxen reichlich zu tun, haben aber das Problem, dass sie für Patienten nicht so attraktiv sind. Die Öffnungszeiten sind reduziert, und eine umfassende Zahnheilkunde wird mangels der dafür nötigen Spezialisierung auch nicht angeboten. So wird in den Einzelpraxen vorwiegend Prothetik gemacht.
Die Recherchen haben ergeben, dass ein Patient die prinzipiell gleiche Palette an Leistungen nachfragen kann wie bei uns auch. Allerdings scheint es mehr Implanteure zu geben, zumindest fallen implantologisch tätige „Dental Clinics“ eher im Straßenbild auf.
Da böte es sich doch wirklich an, drüben „fremd zu gehen“. Nachteilig wäre höchstens, dass es schon lästig ist, zur Nachbehandlung – und die kann man ja nie ausschließen – extra ins Ausland fahren müsste. Aber, wenn sich´s rentiert…
Preise
Also macht es Sinn, auch nach den Preisen zu fragen. Und da gehen einem die Augen über. Die arbeiten keinesfalls mit Dumpingpreisen, eher im Gegenteil. Da werden prinzipiell Preise genannt, die auf identischem Niveau liegen wie bei uns in der normalen Praxis. Dabei verdienen die Polen doch gar nicht so viel – ein monatliches Durchschnittseinkommen von umgerechnet weit unter 500 € erlaubt den Polen keine großen Sprünge. Aber, in Stettin z.B. ist der Großteil der Patienten ja auch gar nicht polnischer Nationalität, sondern die Patienten kommen aus Skandinavien, England und Deutschland. Und die können sich das leisten, insbesondere, weil Zahnheilkunde in den skandinavischen Ländern nicht von der Versicherung, sondern aus eigener Tasche zu bezahlen ist – und billig ist´s dort gewiss nicht. Die haben ja auch keine Gebührenordnung.
Die gelisteten Preise hängen in den Praxen aus. Es wird prinzipiell bar bezahlt, so wie man das auch aus der Schweiz kennt. Alternativ kann man auch mit der Kreditkarte zahlen – ein Rechnungsversand zu einem späteren Zeitpunkt wird nicht praktiziert. Man kann dann auch auf eine Rechnung verzichten und kriegt dafür einen etwas besseren Preis. Das ist ja auch allgemein üblich in Europa.
Die Preise werden auch von Einheimischen gefordert, und die werden zwar mit Stöhnen aber ohne Murren bezahlt. Man darf nicht vergessen, wenn eine Füllung etwa umgerechnet 12 € kostet, dann ist das bei einem Monatseinkommen eines Lehrers von 250 € schon ganz schön viel. Bei uns kostet eine Füllung etwa das gleiche bis maximal das doppelte (Kassensatz), und hier verdient ein Müllwerker 4000 € im Monat (Angaben des statistischen Bundesamts).
Bei kritischer Betrachtung kommt man zum Schluss, dass es sich wegen angeblich niedrigerer Preise kaum lohnen dürfte, zur Behandlung nach Polen zu fahren – wegen des vorzüglichen Service hingegen schon eher. Hier könnte sich der deutsche Kollege einiges aneignen, was Servicequalität und Kundenfreundlichkeit angeht!
Leistung Preis in Zloty Preis in Euro
Panorama Rontgenaufnahme 100 PLN 28,00 €
Rontgenaufnahme digital 25 PLN 7,00 €
Lokalanasthesie,Stomatolog.Betaubung 55 PLN 15,40 €
Entfernung alte Amalgam 150 PLN 42,00 €
Kompositfullung 1-3-flaching,licht.seite 300 PLN 84,00 €
Fullung-Glass Ionomer-Milchzahn 115 PLN 32,20 €
Stiftaufbau,Radix Anker 100 PLN 28,00 €
Zahn-Stift 75 PLN 21,00 €
Wuerzkanalheilung-1-kanal 330 PLN 92,40 €
Wuerzkanalheilung-2-kanals 450 PLN 126,00 €
Wuerzkanalheilung-3-kalans 520 PLN 145,60 €
Zahnstein Entfernung,Polier kpl. 250 PLN 70,00 €
Zahnstein Entfernung,Polier-Teils 180 PLN 50,40 €
Sanding 120 PLN 33,60 €
Zahnbleiche -Opalescence 950 PLN 266,00 €
Zahnentfernung -Einwurzelzahn 160 PLN 44,80 €
Zahnentfernung-Mehrwurzelzahn 200 PLN 56,00 €
Resektion der Wurzelspitze 600 PLN 168,00 €
Krone-Metallkeramik 960 PLN 268,80 €
Bruckenglied-Metallkeramik 960 PLN 268,80 €
Krone,[Bruckenglied]-Edelmetallkeramik 1700 PLN 476,00 €
Metallgussprothese 1 Kiefer 1.800 PLN 504,00 €
Totalprothese-Kunststoff 1 Kiefer 1.500 PLN 420,00 €
Totalprothese mit Metallplatte -1 Kiefer 1.700 PLN 476,00 €
Teilprothese – Kunststoff -1 Kiefer 1.000 PLN 280,00 €
Kleinkunststoffprothese bis 3 Zahne 525 PLN 147,00 €
Entfernung einer Krone 90 PLN 25,20 €
Reparatur,1 zahn, 1 klammer 80 PLN 22,40 €
Halteelement,gedeckt-Bredent 650 PLN 182,00 €
Metallgussprothese nach Haltelement 1.600 PLN 448,00 €
Teleskopkrone aus Gold 2.100 PLN 588,00 €
Implantate-Nobel Biocare TiU 3.000 PLN 840,00 €
Krone Metallkeramic-implant. 2.500 PLN 700,00 €
Totalprothese on 2 implantate 6.000 PLN 1.680,00 €
Was der Patient zu lesen bekommt: Originalpreisliste aus Polen, ergänzt durch die Angabe des Betrags in Euro,
die Umrechnung erfolgte zum Kurs 1 PLN = 0,28 EUR bzw. 1 EUR = 3,5714
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