Die Antwort ist so einfach wie entlarvend für die deutsche Sozialpolitik. Es wird nur eine begrenzte Menge an finanziellen Ressourcen für „Gesundheit“ zur Verfügung gestellt, und wenn es mehr Krankheit gibt, muss dies von den Ärzten eben mit Mehrarbeit ohne finanziellen Ausgleich erledigt werden. In einer Gesellschaft mit immer älter werdenden Menschen ist dies fatal. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Morbidität, also die Menge an Krankheit, mit zunehmendem Alter überproportional zunimmt. Es wäre deshalb logisch, für eine alternde Gesellschaft jährlich mehr Geld für Gesundheitsleistungen zur Verfügung zu stellen, wir beobachten jedoch das Gegenteil. Das Budget für Gesundheitsleistungen ist festgezurrt und darf nur im gleichen Maße wie die „Lohngrundsumme“ steigen. Die Lohngundsumme, das ist die Gesamtheit aller Arbeitnehmereinkommen. Damit geht Arbeitslosigkeit nicht zu Lasten der Gesellschaft (was politisch korrekt und gerecht wäre), sondern zu Lasten der Anbieter von Gesundheitsleistungen. Dies hatte bereits in der Vergangenheit zur Folge, dass „Gesundheitsreformen“ in immer kürzeren Zeitabständen inszeniert wurden, um das eigentliche Problem, nämlich den durch politische Fehlentscheidungen verursachten Mangel, zu vertuschen. Um es auf den Punkt zu bringen: es fließt einfach zu wenig Geld in das Gesundheitswesen, und anstatt dies den Bürgern zu erläutern (vielleicht hätten sie ja Verständnis für die Problematik) wird nach wie vor versprochen, Jeder in diesem Lande erhielte eine optimale medizinische Versorgung. Dies ist zutiefst unmoralisch – auch wenn der SPD-MDB und Professor Lauterbach den Ärzten Unmoral vorhält und monoton öffentlich äußert, Ärzte hätten die ethische Verpflichtung, stets und ohne an Geld zu denken den kranken Menschen zu helfen. Dabei hat Lauterbach – zusammen mit anderen Vordenkern – für eine brutale Ökonomisierung des Gesundheitsbetriebes gesorgt. Klartext: Ökomonmie und Moral stehen sich konträr gegenüber – die Ökonomisierung des Medizinbetriebes hat die Moral der dort Tätigen nachhaltig untergraben.
Die Ärzte haben als Gegenwehr des drohenden finanziellen Desasters die „IGEL“-Liste, und sie „verkaufen“ Leistungen, die teilweise sinnvoll, aber auch solche, die unsinnig sind. Als Patient fürchtet man sich mittlerweile vor dem Arztbesuch: tut der Arzt wirklich Alles, um mich gesund zu machen, oder schwätzt er mir nur was auf, um an mein Geld zu kommen? Das Nebeneinander von „Unterversorgung“ (da wird eben weniger gemacht als nötig wäre) und „Überversorgung“ (da werden ärztliche Handlungen einfach nur gemacht, weil Geld fließen soll) ist von der Sozialpolitik durch verfehlte Entscheidungen verursacht worden und wird durch weitere Stümpereien noch weiter verschlimmert. Mittlerweile ist es auch nachgewiesene Tatsache, dass es eine Zweiklassenmedizin gibt: wer zahlen kann, wird bevorzugt, wer mit „Krankenversichertenkarte“ der Sozialersicherungsträger den Arzt aufsucht, muss warten und wird auch schlechter versorgt.
Dies ganz allgemein zur „sozialen Krankenversicherung“, die alles anderes als eine „Versicherung“ darstellt. Eine Versicherung bemisst die Höhe des Beitrags nach den individuellen Risiko – die soziale Krankenversicherung hingegen nach dem Einkommen. Ein Wettbewerb findet im Bereich der sozialen Krankenversicherung, entgegen den Lügen der Politiker, nicht statt. Der „Gesundheitsfond“ ist der Endpunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung hin zur Einheitskasse. Der Beitrag ist nun einheitlich für alle Kassen gleich, die Leistungen ebenfalls – Alles ist gesetzlich festgeschrieben. Wor ist das der Wettbewerb? Der Pflichtversicherte hat überhaupt keine Wahlmöglichkeit – für einen identischen Preis kauft er identische Leistungen.
Bei Optikern und Augenärzten sowie beim Zahnarzt hat es diese Entwicklungen schon früher gegeben als bei den Haus- und Fachärzten (Ausnahme Augenarzt). Seit 1988 wurden die Leistungen der sozialen Krankenversicherung bei jeder „Reform“ weiter eingeschränkt, wobei es stets entgegen aller Vernunft unterlassen wurde, motivierende Elemente in die Versicherungspflicht aufzunehmen. Motivierend wäre es, wenn es eine Bonus-Malus-Regelung gäbe, also eine Form der Risikobewertung – Übergewicht, Rauchen, Alkoholismus, übermäßiger Zuckerverzehr, Unterlassen von Mundhygiene, Extremsport, usw., müssten mit höheren Beiträgen belegt werden, damit nicht der Gesundheitsbewusste für Jemanden über Gebühr mitzahlen muss, der gar kein Interesse an der eigenen Gesundheit zeigt. Die Verhaltenspsychologie hat nachgewiesen, dass Geld sehr motivierend wirkt – wenn der Gesundheitsbewusste weniger zahlt als derjenige, der seine Gesundheit gering achtet, könnte man sicherlich mehr Menschen auf einen gesunden Weg führen, zum Wohle aller. Vereinfacht ausgedrückt: wer Geld für die Krankenversicherung oder den Arztbesuch ausgeben muss hat weniger übrig für Zigaretten, Alkohol, usw., ein äußert nützlicher Zusammenhang,.
Nun ist die Mehrheit der Deutschen Umfragen gemäß durchaus bereit auch höhere Beiträge zu zahlen, wenn dadurch das Niveau der Gesundheitsleistungen gesichert werden könnte. Die Übernahme individueller Risiken hat bisher in diesem Land wenig Freunde gefunden. Deshalb sind Modelle mit höheren Eibenbelastungen unbeliebt, der Deutsche ist ein „Versicherungsmensch“, dies gilt ja auch in anderen Bereichen. Als Folge der zunehmenden Eigenbelastung der Patienten beim Zahnarzt (siehe oben, mehr als 50 Prozent werden aktuell außerhalb der GKV eingesammelt) hat die Versicherungsbranche reagiert und „Zahnzusatzversicherungen“ entwickelt und angeboten, und sogar die gesetzlichen Kassen dürfen seit dem vorletzten Reformgesetz eigene Zusatzversicherungen anbieten. Hier gilt es jedoch genau zu prüfen, was man als Leistungsversprechen für die eingezahlten Beiträge im Versicherungsfall zu erwarten hat.
Versicherung für Zähne
Der Zahnarzt kennt seine „Gebührenordnung“, die Patienten kennen sie nicht. Deshalb fallen viele Menschen auf falsche Versprechen der Versicherungen herein. Was läuft falsch?
Die meisten Zusatzversicherungen beschränken sich darauf, für den Fall, dass Zahnersatz notwendig wird, heir die Zuzahlung des Patienten abzufedern. Je nach Aktualität des „Bonusheft“ ist die Eigenleistung 40 Prozent und mehr. Nur, wofür? Für eine Barfussmedizin, wenn man ehrlich ist. Die Festbeiträge, die von der GKV geleistet werden, erlauben es nur, Zahnersatz auf einem sehr niederen Niveau anzufertigen. Jegliche anspruchsvollere Variante erhökt den Eigenanteil überproportional. Viele Zahnzusatzversicherungen zahlen aber für „Luxusversorgungen“ nicht. Dann hat der Patient Beiträge gezahlt und bekommt im Leistungsfall doch nichts.
Ein besonderes Manko ist jedoch, dass die gesetzliche Krankenkasse auch in der außerhalb der Prothetik angesiedelten Zahnmedizin ungenügend absichert. So wird z.B. die endontische Therapie (Wurzelbehandlungen) so schlecht honoriert, dass für die meisten erkrankten Zähne eine Behandlung gar nicht in Frage kommt, es sei denn. Der Patient hätte eine Zusatzversicherung dafür oder würde per Eigenleistung die Behandlung finanzieren. Zur Verdeutlichung: im internationalen Vergleich erhält der deutsche Zahnarzt für seine Leistungen teilweise weniger als ein Zehntel (Beispiel Füllung – Patienten sagen gerne „Plomben“), und um im Beispiel Wurzelbehandlung zu bleiben, da bekommt er etwa ein Viertel dessen, was anderswo (auch von der Sozialversicherung!) gezahlt wird. Dies mag vielleicht auch erklären, weshalb (im internationalen Vergleich) die Erfolgsrate der in Deutschland ausgeführten Wurzelbehandlungen sensationell niedrig ist (50 bis 60 Prozent gegenüber 80 bis 90 Prozent anderswo). Geld kann eben doch die Qualität beeinflussen (sieht man ja auch bei Autos).
Hier kann nur eine Versicherung empfohlen werden, die auch auf diesem gebiet einen Ausgleich schafft zwischen der unterbezahlten gesetzlichen Kassenleistung und der medizinischen Notwendigkeit bzw. Realität. Beteuererungen, auch der „Kassenpatient“ erhielte alles Nötige in guter Qualität sind schlicht als Lügen zu bezeichnen.
Dies gilt auch für das moderne Gebiet der Implantatprothetik. Implnatate sidn – meistens – die bessere Alternative bei Zahnverlust; für eine „Brücke“ wird zu viel an gesunder Zahnsubstanz der „Brückenpfeiler“ geopfert. Nur, welche Versicherung zahlt schon für Implantate? Die „Kasse“ jedenfalls nicht. Und so wird er Kassenpatient früher oder später mit einer „Prothese“, die alle Zähne ersetzen soll, herumlaufen, der Selbstzahler oder gut mit einer Zusatzversicherung (oder privaten Vollversicherung) ausgestattete Patient aber nicht. Die Vollprothese kann aber für Niemanden eine echte Alternative sein – wenn man „die Zähne“ beim Essen neben sich leben muss (und das ist eine längerfristige zwangsweise Folge) ist dass zumindest keine Form der wünschenswerten Lebensqualität…
gh