SOS für den zahnlosen Unterkiefer –
eine innovative Methode der Implantatbehandlung
Einleitung
Der zahnlose Unterkiefer stellt eine der größten Herausforderungen für die konventionelle Prothetik dar. Eine stabile Haltung der Prothese ist sehr schwer zu erreichen und die Mehrheit der Patienten muss sich mit Klebstoffen helfen um überhaupt in der Gesellschaft funktionieren zu können. Für diese Patienten ist die implantologische Behandlung wie ein Segen. Leider sind die mit der Behandlung verbundene Kosten nicht unerheblich, die Behandlung erstreckt sich über mehrere Monate und viele Patienten haben Angst vor einem chirurgischen Eingriff. Die vorgestellte SOS Methode reduziert deutlich die Behandlungskosten und Behandlungszeit und dazu ist sie minimal invasiv.
Schritt 1. Untersuchung und Vorbereitung des Patienten.
Voraussetzung für die SOS Behandlung ist ein gut erhaltener Kieferkamm und Vorhandensein einer funktionsfähiger totaler Kunststoffprothese. Der Kieferkamm soll mindestens 15 mm hoch und 8 mm breit sein. Falls die Prothese Metallelemente beinhaltet oder sich in keinem guten Zustand befindet, soll zuerst eine neue Totalprothese angefertigt werden. Da die Prothese als radiologische Schablone für die 3-D Planung benötigt wird, muss sie noch entsprechend vorbereitet werden indem 7-8 Glasskügelchen als Marker in die eingearbeitet werden (Abb. 1). Diese Marker erlauben ein eindeutiges Positionieren der Schablone in der Doppelscantechnik der SimPlant Planung. Dafür werden zwei DVT Aufnahmen benötigt: eine von der Prothese (bzw. Schablone) alleine und zweite des Patienten mit der Prothese im zugebissenem Zustand. Auf dem Doppelscanbild, das durch das Zusammenfügen von beiden Tomografien entsteht, werden beide Implantate parallel zueinander im Abstand von 18 mm und die drei horizontale Pins für die Befestigung der Schablone geplant (Abb. 2). Die fertige Planung wird mit einer Notiz: SOS universal SurgiGuide bzw. Sliwowski Overdenture System SurgiGuide nach Belgien zur Materialise per E-mail geschickt. 1-2 Wochen später wird die fertige SOS Schablone per Kurier zugeschickt (Abb. 3).
Neben der Schablone wird für die Behandlung ein Instrumentarium benötigt, das sich in dem SOS Tray befindet. Der Inhalt ist: Bohrer, Bohrhülsen, Pins und Maschinen- und Handinstrumente sowie die Ratsche (Abb. 4).
Schritt 2. Implantation und Anformung
Nach der Lokalanästhesie wird die Schablone im Mund positioniert und zwar in der gleichen Position, wie es bei der DVT Aufnahme der Fall war. Die Schablone wird auf der Gegenkieferbezahnung bzw. Prothese stabilisiert (je nach Bedarf mit oder ohne Bissnahme). In dieser Position werden drei horizontale Bohrungen durchgeführt und die Pins nacheinander bis zum Einschlag rein gesteckt (Abb. 5). Nach der Prüfung der Stabilität wird die Oberkieferprothese, falls vorhanden, für bessere Handhabung herausgenommen. Auf die Schablone wird die erste Bohrhülse mit 1,5 mm Durchmesser aufgeschraubt und erfolgt die erste Bohrung mit dem gleichen Spiralbohrer. Es folgen weitere Bohrungen mit: 2,0; 2,8; 3,0 i 3,3 mm, wobei für die bessere Stabilität wird immer nach der ersten Bohrung ein gleichnamiger Pin rein gesteckt (ryc. 6). Abhängig von der Knochenqualität wird die letzte Bohrung mit dem 3,0 mm für den weichen Knochen oder 3,3 mm für den harten Knochen durchgeführt. Die Implantate werden durch die Schablone inseriert. Die spezielle Konstruktion von den Einbringpfosten hilft dabei die geplante Position der Implantate zentral und präzis zu erreichen (Abb. 7). Beide Implantate werden bis zum Anschlag versenkt und die Einbringpfosten und die SOS Schablone werden entfernt. Falls die Implantate noch zu weit aus dem Kiefer herausragen, wie es auf der Abbildung zu sehen ist, sollen beide Implantate mit einer gleichen Umdrehungszahl weiter eingedreht werden (Abb. 8). Die definitive Position der Implantate kann mit dem Steg mit Abutments geprüft werden (Abb. 9). Der Steg kann das Zahnfleisch leicht berühren, soll aber keinen Druck ausüben. Er wird mit den Schrauben durch die Abutments auf die Implantate aufgeschraubt und die Schrauben werden mit 30/Ncm angezogen (Abb. 10). Vor dem Festziehen soll geprüft werden ob alle Teile präzis zueinander passen und kein Spalt zwischen dem Abutment und dem Implantat festzustellen ist (Abb. 11).
Während der Implantation kann die Prothese von dem Techniker für die Abformung vorbereitet sein. Sie muss im Bereich 34-44 so ausgefräst werden, dass sie den Steg und die Abutments nicht berührt. Zusätzlich können neben dem Benetzen mit Adhäsiv noch die Retentionen für die Abdruckmasse eingebracht werden (Abb. 12). Die Abformung wird mit einer Präzisionsmasse zB. Impregum bei dem geschlossenen Mund genommen. Der Abdruck mit der Prothese wird dem Techniker ausgehändigt, damit er das Steggehäuse mit dem MK 1 Riegel einarbeiten kann (Abb. 13).
Schritt 3. Eingliederung des Zahnersatzes und Instruktion des Patienten
Nach der Fertigstellung der Prothese durch den Zahntechniker (ca. 2-3 Stunden) kann die definitive prothetische Versorgung eingegliedert werden. In diesem Fall erfolgt die Eingliederung am nächsten Tag. Es sind noch Spuren von den horizontalen Pins sichtbar aber der Patient hat keine Beschwerden, Schmerzen oder Schwellungen (Abb. 14). Nach der Wundversorgung wird die Prothese auf dem Steg eingesetzt und der Patient wird gebeten einige Minuten fest zu zubeißen, bevor der Riegel geschlossen wird (ryc. 15).
Der Patient wird nach Druckstellen gefragt und der glatte linguale Abschluss des Riegels wird geprüft (Abb. 16). Falls der Patient über keine Beschwerden berichtet, wird die Prothese für die nächste 24-48 Stunden in situ belassen. Bei der Nachkontrolle wird die Prothese herausgenommen und der Patient wird über die Funktion des Riegelmechanismus instruiert. Anschließend muss er in der Lage sein selbständig die Prothese herauszunehmen und wieder einzusetzen. Eventuelle Druckstellen müssen korrigiert werden und das Gebiet wird mit H2O2 gespült. Die weitere Nachkontrollen erfolgen nach 1 und 2 Wochen, 3 Monaten und im Recall jede weitere 6 Monaten. Das Abschlussfoto zeigt die klinische Situation ein Jahr nach der Eingliederung der Prothese (Abb. 17).