Rembrandt: Meister des Lichts und Schattens

Rembrandt: Meister des Lichts und Schattens

28.September 2024 bis 26. Januar 2025

Der Erzählende Innovato

Rembrandt, Selbstbildnis mit Pelzmütze, 1630, Radierung, Charlotte Meyer Collection

Rembrandt van Rijn (1606–1669) war ein Künstler von außergewöhnlichem Talent, dessen Werk auch nach über vier Jahrhunderten die Menschen fasziniert. Er galt als mutiger Innovator und geschickter Erzähler, dessen Druckgrafiken bereits zu seinen Lebzeiten begehrt waren. Besonders seine Radierungen zeigten seine Meisterschaft. Mit dynamischen und lebendigen Linien führte er alltägliche Szenen, dramatische Erzählungen, Porträts und Landschaften auf Papier aus. Tausende von Linien erschufen feinste Nuancen des menschlichen Ausdrucks und erzählten komplexe Stimmungen. Rembrandt nutzte die Möglichkeiten der Radierung bis an ihre technischen Grenzen, um ein einzigartiges Spiel von Hell und Dunkel zu erzeugen. Durch seine präzise Darstellung von Lichtquellen verlieh er den zentralen Elementen seiner Szenen besondere Dramatik und Tiefe.

 

 

 

 

Licht und Schatten als künstlerische Essenz

Die Druckgrafiken Rembrandts zeichnen sich durch ihre Sensibilität und Dynamik aus, während seine Motive eine Lebensnähe besitzen, die das Publikum in ihren Bann zieht. Mit dichten, gekreuzten und parallelen Schraffuren kreierte er ein feines Netz von Linien, das weder starr noch undurchsichtig wirkt. Vielmehr schuf er mystische Lichteffekte, die seine Meisterschaft im Umgang mit Hell und Dunkel unterstreichen. Diese Technik, das sogenannte „Chiaroscuro“, gilt als Essenz seines Schaffens. Rembrandts Leben war ebenso facettenreich und von Schicksalsschlägen geprägt: Erfolg und Wohlstand wechselten sich ab mit Verlusten, wie dem Tod seiner Frau und mehrerer Kinder. Trotz eines anonymen Begräbnisses hinterließ er der Kunstwelt ein Vermächtnis, das die Wahrnehmung von Porträts und Menschendarstellungen revolutionierte. Der Fokus verlagerte sich weg von idealisierten Figuren hin zu einer realen, ungeschönten Darstellung des Menschen.

Die Verbindung zu Stade

Obwohl Rembrandt nie in Deutschland war, existiert eine symbolische Verbindung zwischen ihm und dem Kunsthaus Stade. Als Rembrandt 1669 in Amsterdam starb, war das historische Kaufmannshaus in Stade gerade zwei Jahre alt – ein Gebäude, das nach einem verheerenden Brand im Jahr 1659 errichtet wurde. Das heute von schwedischem Einfluss geprägte Stade mit seiner Altstadt aus der Barockzeit bietet einen außergewöhnlich stimmigen Rahmen für die Präsentation von Rembrandts Werken. Die Druckgrafiken des Künstlers fügen sich perfekt in die Geschichte und die Atmosphäre dieser Epoche ein, sodass die Ausstellung in einem besonderen historischen Kontext zu erleben ist.

Rembrandt, Landschaft mit Hütte und Turm-um 1651, Charlotte Meyer Collection

Eine außergewöhnliche Sammlung

In den Niederlanden wurde über ein Jahrhundert lang ein bemerkenswertes Konvolut an Rembrandt-Grafiken in einem Tresor gehütet. Diese Sammlung, die von Charlotte Meyer in der Tradition ihres Großvaters erweitert wurde, wird nun in Stade erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung zeigt Werke aus allen Schaffensphasen Rembrandts, ergänzt durch Arbeiten seiner Zeitgenossen und Schüler. Diese Künstler betrachteten Rembrandt als eine Autorität und Quelle der Inspiration. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Magazin, das durch Texte von Ghizlaine Jahidi, Charlotte Meyer und Regina Wetjen sowie durch zahlreiche Abbildungen einen tieferen Einblick in das Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Künstlers bietet.

Die Wiederentdeckung eines Schatzes: Die Sammlungsgeschichte der Rembrandt-Radierungen

Ein Sammler mit Weitblick – Edwin Meyer

Rembrandt, Verkündigung an die Hirten, 1634, Radierung, Charlotte Meyer Collection

Edwin Meyer (1884-1952), ein erfolgreicher Kaufmann und Arakhändler, war nicht nur in seinem Geschäft erfolgreich, sondern auch ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Um 1900 lebte er in Amsterdam und erweiterte seine Sammlung bei Auktionen. Zu dieser Zeit standen Rembrandts Radierungen noch nicht im Fokus der Sammler, was es Meyer ermöglichte, mehr als fünfzig bedeutende Drucke zu günstigen Preisen zu erwerben. Er erkannte früh den künstlerischen Wert dieser Werke und fügte sie seiner Kollektion hinzu. Zusammen mit anderen wertvollen Kunstobjekten und Münzen lagerte er die Sammlung in einem Tresor bei einer Amsterdamer Privatbank. Auch nach seinem Tod blieb die Sammlung dort unberührt, da seine Frau die Bedeutung der Kunstwerke nicht erkannte.

Eine Erbschaft im Dunkel – Die vergessene Sammlung

Nach dem Tod von Edwin Meyer erbte seine Frau die Sammlung, hatte jedoch kein tieferes Interesse an der Kunst und ging davon aus, dass diese keinen nennenswerten Wert habe. Als auch sie verstarb, ging das Erbe an Charlotte Meyers Mutter über. Obwohl sie sich einen Überblick über den Nachlass verschaffte, blieb die Sammlung weiter ungenutzt im Tresor verwahrt. Über Jahrzehnte hinweg gerieten die Rembrandt-Radierungen und andere Kunstwerke in Vergessenheit, sicher verstaut, aber ohne Beachtung.

Der Wendepunkt – Rembrandts Renaissance

Anlässlich des 350. Todestages Rembrandts im Jahr 2006 rückte das grafische Werk des Künstlers wieder ins Rampenlicht der internationalen Kunstwelt. Zahlreiche Ausstellungen weltweit lenkten die Aufmerksamkeit erneut auf seine Radierungen. Doch erst nach dem Tod ihrer Mutter erbte Charlotte Meyer schließlich die Sammlung und entschied sich, dem Vermächtnis ihres Großvaters nachzugehen. Es dauerte jedoch weitere Jahre, bis die Werke wieder ans Tageslicht kamen. Erst 2020 ließ sie die Radierungen vom Museum Rembrandthuis in Amsterdam professionell begutachten und erkannte den wahren Wert der Schätze, die Edwin Meyer einst gesammelt hatte.

Ein Schatz für die Öffentlichkeit – Charlotte Meyers Engagement

Heute widmet sich Charlotte Meyer mit Hingabe der Erforschung und Erweiterung der Sammlung ihres Großvaters. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Radierungen von Rembrandt nicht nur zu bewahren, sondern sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach über einem Jahrhundert im Dunkel des Tresors werden diese Werke im Kunsthaus Stade erstmals ausgestellt. Charlotte Meyer möchte den Besuchern dabei ein tiefgreifendes und respektvolles Erlebnis bieten, das sowohl den künstlerischen als auch den historischen Wert der Sammlung hervorhebt.

Kunsthaus Stade                              Öffnungszeiten

Wasser West 7                                                             Di, Do, Fr 10-17 Uhr
D-21682 Stade                                                            Mi 10-19 Uhr
T +49 (0) 4141 79 773 20                                         Sa und So 10-18 Uhr
F +49 (0) 4141 79 773 99
info@museen-stade.de

www.museen-stade.de

Wir verwenden Cookies, um den Seitenablauf für den Benutzer optimal zu steuern. Informationen, die wir über diese Cookies erhalten, werden ausschließlich zur Optimierung unseres Webangebotes auf dieser Homepage verwendet und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen