Pressemitteilung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat festgestellt, dass trotz der Bemühungen um eine präventionsorientierte Parodontitistherapie kein positiver Umkehrtrend bei der Versorgung von Parodontitis-Patienten erkennbar ist. Besonders kritisch wird die aktuelle gesundheitspolitische Entscheidung im Zusammenhang mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) betrachtet. KZBV-Vorstandsvorsitzender Martin Hendges kritisiert die Streichung dringend erforderlicher Mittel für die Parodontitistherapie durch Minister Lauterbach und die damit einhergehende Einschränkung der Prävention.
Finanzentwicklung im Gesundheitswesen
Die Finanzdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) belegen, dass Zahnärzte keine Kostentreiber im Gesundheitssystem sind. Im Gegenteil: Der Anteil der vertragszahnärztlichen Leistungen an den Gesamtausgaben der GKV ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gesunken und liegt mittlerweile nur noch bei 6,1 Prozent. Dies untermauert den Erfolg der zahnmedizinischen Präventionsstrategie. Doch trotz dieser positiven Entwicklung wurde die Parodontitisversorgung politisch in Frage gestellt, was laut Hendges zu gravierenden Problemen geführt hat.
Folgen des GKV-FinStG für Parodontitisbehandlungen
Die Kürzungen der Mittel und die fehlende Planungssicherheit haben direkte Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Als Folge des GKV-FinStG geht die Zahl der monatlichen Parodontitis-Neubehandlungsfälle zurück. Im Jahr 2022 wurden noch etwa 120.000 Neubehandlungen pro Monat durchgeführt, doch im Jahr 2023 war die Zahl auf nur noch etwa 94.000 gefallen. Im ersten Dreivierteljahr 2024 waren es sogar nur etwa 79.000 Neubehandlungen im Monat. Hendges warnt, dass ohne einen politischen Kurswechsel keine Besserung in der Versorgung zu erwarten ist.
Parodontitistherapie als zentrale Präventionsleistung
Seit Juli 2021 ist die präventionsorientierte Parodontitistherapie eine zentrale Maßnahme zur Förderung der Mund- und Allgemeingesundheit. Diese Therapie erstreckt sich über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Hendges kritisiert jedoch, dass der „überdurchschnittlich starke Anstieg“ der GKV-Ausgaben im Bereich Parodontalbehandlungen nicht die Verbesserung der Versorgung widerspiegelt. Vielmehr sei dieser Anstieg auf die Folgeleistungen von Behandlungsfällen aus den vergangenen Jahren zurückzuführen. Rund 64 Prozent der Leistungen entfallen während der zweijährigen Nachsorgephase auf unterstützende Parodontitistherapien (UPT).
Zusammenhang zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Parodontitis ist nicht nur eine lokale Zahnfleischerkrankung, sondern hat auch systemische Auswirkungen auf den gesamten Körper. Besonders gefährdet sind Patienten mit schweren und unbehandelten Formen der Parodontitis, da sie ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich koronaren Herzerkrankungen und Herzinfarkt, aufweisen. Diese Patienten haben ein erhöhtes Risiko für eine Arterienveränderung und eine Infektion des Herzinnengewebes. Daher muss Parodontitis im Rahmen der medizinischen Prävention berücksichtigt werden.
Hohe Folgekosten bei unbehandelter Parodontitis
Unbehandelte Parodontitis führt zu erheblichen Folgekosten für das Gesundheitssystem. Allein im zahnärztlichen Bereich belaufen sich die Kosten auf rund 200 Millionen Euro jährlich. Hinzu kommen indirekte Krankheitskosten, die eine international vergleichende Studie für Deutschland mit etwa 34,79 Milliarden Euro beziffert. Hendges fordert daher eine vollständige Anerkennung und Vergütung der präventionsorientierten Parodontitistherapie als Früherkennungs- und Vorsorgemaßnahme. Nur so könne das Gesundheitssystem langfristig entlastet werden.