Online-Magazin für die Zahnarztpraxis

Parodontitis

Experteninterview mit Dr. Kálmán Gelencsér

Parododontitis, häufig falsch als „Parodontose“ bezeichnet, ist mittlerweile die häufigste Ursache für Zahnverlust und teilweise schwere systemische Erkrankungen bzw. diese unterhaltend, wie Diabetes. So wird die Karies als Haupterkrankung des Kausystems zumindest in Europa von dieser immunologisch bedingten Erkrankung abgelöst. red.

 

Ziel

Eindämmung der Entzündung des Zahnhalteapparates, Stabilisierung der Zähne, Verhinderung eines Zahnverlustes

Behandlungsmethoden

Reinigung der Zahnfleischtaschen (marginale Parodontitis), Wurzelkanalbehandlung, ggf. Wurzelspitzenresektion oder Extraktion (apikale Parodontitis), antibakterielle Mundspülungen, ggf. Antibiotika-Therapie

Klinikaufenthalt

ambulant

Anästhesie

lokale Betäubung

Behandlungsdauer

Individuell verschieden . Eine Sitzung kann 30 Minuten bis zu 3 Stunden dauern, selbstverständlich können auch mehrere Sitzungen erforderlich sein. EineParodontitisbehandlungen istim Allgemeinen nicht in 1-2 Wochen abzuschließen, oft muss sie nach 2-4 Monaten wiederholt werden.

Der Ablauf:

  1. Professionelle Zahnreinigung + Polieren >>> 1 Stunde
  2. Vector-Behandlung >>> 1+ Stunden
  3. Kürettage >>> 30 Minuten bis zu über 2 Stunden, je nach Härtefall
  4. Knochenersatz >>> je nach Möglichkeit, wenn nicht beim ersten Mal, dann nach 1-3 Monaten
  5. Extraktion >>> oft die effektivste Lösung,, um einem größeren Übel vorzubeugen und/oder die Parodontosetherapie zu verkürzen.

Kosten

Auch wie bei anderen zahnmedizinischen Behandlungen, wird bei einer Parodontaltherapie ein individueller Heil- und Kostenplan erstellt, der bei der zuständigen Kasse zur Genehmigung einzureichen ist.

               

Ein strahlendes Lächeln signalisiert Gesundheit und Vitalität, es sorgt für eine positive Außenwahrnehmung und stärkt das Selbstwertgefühl. Eine Parodontitis jedoch gefährdet die Schönheit unseres Lächelns: Als erste Symptome zeigen sich oft Zahnfleischbluten oder Zahnschmerzen, im weiteren Verlauf der Entzündung kommt es zu einer zunehmenden Lockerung der Zähne, die im schlimmsten Fall mit Zahnverlust endet.

Mit einer Parodontitis-Therapie lässt sich die entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats gut bekämpfen. Bei rechtzeitiger Behandlung und aktiver Mitwirkung der Betroffenen heilt die Entzündung in der Regel gut ab, so dass die Stabilität der natürlichen Zähne wiederhergestellt werden kann. Welche Methoden dabei genau zum Einsatz kommen, hängt von der Entzündungsursache ab – eine Parodontitis kann sich vom Zahnfleischsaum oder von der Zahnwurzelspitze her entwickeln.

Der Zahnhalteapparat (Parodontium) sorgt für die stabile Verankerung unserer Zähne im Kieferknochen: Die Kollagenfasern der Wurzelhaut überbrücken den schmalen Spalt zwischen Zahn und Zahnfach, das Zahnfleisch sorgt für eine „Abdichtung“ und schützt vor dem Eindringen von Bakterien.

Wann ist eine Parodontitis Behandlung erforderlich?

Eine Entzündung des Zahnhalteapparates kann grundsätzlich jeden Menschen treffen. Wenn die typischen Symptome einer Parodontitis (umgangssprachlich oft auch als Parodontose bezeichnet) auftreten, sollte baldmöglichst eine Parodontitis-Behandlung eingeleitet werden, um ein Fortschreiten der Erkrankung bis hin zum Zahnverlust sowie ernsthafte Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Der Experte Dr. Gelencsér, Gründer der Gelencsér Dental Zahnklinik in Hévíz (Ungarn), beschreibt die typischen Parodontitis Symptome wie folgt:

  • entzündliche Rötung des Zahnfleischsaums
  • Zahnfleischbluten, insbesondere beim festen Zubeißen oder beim Zähneputzen
  • Zurückweichen des Zahnfleischsaumes, so dass die Zahnhälse freiliegen und die Zähne insgesamt länger erscheinen
  • Mundgeruch und/oder fauliger Geschmack im Mund
  • erhöhte Schmerzempfindlichkeit der Zähne – sowohl als Druckempfindlichkeit beim Kauen wie auch als Temperaturempfindlichkeit beim Kontakt mit kalten oder heißen Speisen bzw. Getränken
  • Lockerung der Zähne (im fortgeschrittenen Stadium)
  • Schwellung der Lymphknoten im Kieferbereich

Parodontitis Diagnose

Die Parodontitis Diagnose beim Zahnarzt beginnt mit einem Gespräch mit den Betroffenen, um aufgetretene Beschwerden abzuklären. Anschließend folgt die Untersuchung des Mundraums, damit sich der behandelnde Arzt ein genaues Bild vom Fortschritt der Erkrankung machen kann.

Mit welchem Grad der Parodontitis die Patienten beim Zahnarzt vorstellig werden, ist – so die Erfahrung von Dr. Gelencsér – ganz unterschiedlich:

Grundsätzlich ist es so, dass die marginale Parodontitis, die sich vom Zahnfleischsaum her entwickelt,  häufiger auftritt als die apikale Parodontitis, die von der Zahnwurzelspitze ausgeht. Leider suchen viele Patienten erst den Zahnarzt auf, wenn sie starke Beschwerden verspüren.

Manchmal (eher selten) kann man in diesen Fällen gerade noch rechtzeitig eingreifen und das Ausheilen der Entzündung erreichen. Oft aber bleibt nur die Extraktion des betroffenen Zahnes als Lösung, evt. auch der Knochenersatz.

Patienten fragen oft, ob die Untersuchung des Zahnfleisches mit zur allgemeinen Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt gehört. Ja selbstverständlich! Es wird jedesmal die gesamte Mundhöhle inspiziert – nicht nur die Zähne an sich, sondern der ganze Zahnhalteapparat inklusive Zahnfleisch und Mundschleimhaut. Gerade deswegen ist es äußerst wichtig, die empfohlenen jährlichen Kontrolluntersuchungen wahr zu nehmen. Das geschulte Auge des Arztes erkennt die ersten Symptome der Parodontitis oft, bevor sie den Patienten spürbare Probleme bereiten – und die Erkennung im Frühstadium ist die einzige Möglichkeit, Behandlungserfolge zu erzielen.

 

Marginale Parodontitis

Die marginale Parodontitis entwickelt sich aus einer Entzündung des Zahnfleischsaums. Diese Zahnfleischentzündung führt zunächst zu Schwellungen und Rötungen, später auch zu häufigem Zahnfleischbluten und zu einer Rückbildung des Zahnfleischsaumes. Dadurch entstehen sogenannte Zahnfleischtaschen – die empfindlichen Zahnhälse werden freigelegt und Entzündungserreger können am Zahn entlang in den Zahnhalteapparat vordringen.

Die Therapie bei einer marginalen Parodontitis beruht auf der Zurückdrängung der Entzündungserreger. Der wichtigste Schritt hierbei ist die umfassende Reinigung aller Zahnoberflächen, da Zahnbelag die Vermehrung der Bakterien begünstigt. Wichtig ist also:

  • Reinigung der Zahnfleischtaschen
  • professionelle Zahnreinigung
  • Anleitung zur täglichen Mundhygiene
  • Anwendung einer antibakteriellen Zahnpasta und/oder Mundspülung
  • begleitende Antibiotika-Therapie

Die Tiefe der Zahnfleischtaschen dient als wichtiger Indikator für den Fortschritt der Erkrankungen. Dementsprechend dokumentiert die wiederholte Messung der Taschentiefe im Folgenden auch den Heilungsfortschritt.

Apikale Parodontitis

Bei einer apikalen Parodontitis, die sich aus der Entzündung der Zahnwurzelspitze entwickelt hat, muss zunächst bestimmt werden, welcher Zahn der Auslöser ist und in welchem Zustand sich dieser befindet. Der Zahnarzt überprüft also, ob schon eine Wurzelbehandlung vorgenommen wurde oder nicht und inwieweit die Zahnkrone durch Karies angegriffen ist.

Die Therapie bei einer apikalen Parodontitis richtet sich nach dem Zustand des auslösenden Zahnes und zielt zugleich auf die Zurückdrängung der Entzündungserreger:

  • Wurzelkanalbehandlung oder Wurzelspitzenresektion nach bereits erfolgter Wurzelkanalbehandlung; notfalls Extraktion des Zahnes
  • professionelle Zahnreinigung
  • Anwendung einer antibakteriellen Zahnpasta und/oder Mundspülung
  • begleitende Antibiotika-Therapie

 

Ursachen für Parodontitis

Wie bereits erläutert, werden zwei Ursachen für eine Parodontitis unterschieden:

  • Zahnfleischentzündung
  • Entzündung der Zahnwurzelspitze

 

Eine Zahnfleischentzündung entsteht, wenn sich bakterielle Entzündungserreger im Mundraum ausbreiten und die Immunabwehr in Gang setzen. Unzureichende Mundhygiene und unbehandelter Karies sind die wichtigsten Risikofaktoren, auch Raucher und Diabetiker haben ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko.

Zur Entzündung einer Zahnwurzelspitze kann es kommen, wenn Karies an der Zahnkrone unbehandelt bleibt und auf das Zahnmark übergreift. In seltenen Fällen können auch eine Wurzelkanalbehandlung oder das Beschleifen eines Zahns zwecks Überkronung eine Entzündung der Wurzelspitze auslösen.

FAQ

Welche Ärzte können eine Parodontose Behandlung durchführen?

Grundsätzlich kann die Parodontose-Behandlung von jedem Zahnarzt durchgeführt werden. In fortgeschrittenen Fällen jedoch ist es ratsam, sich an einen Spezialisten zu wenden – also an einen Facharzt für Parodontologie, der über das erforderliche Spezialwissen und langjährige Erfahrung in diesem Bereich verfügt und regelmäßig an Fachschulungen teilnimmt.

Die gezielte Parodontitis-Behandlung kann bereits bei der Dentalhygienikerin beim Zahnstein entfernen beginnen, sie kann auch die geschlossene Kürettage (also die Reinigung der Zahnoberfläche unterhalb des Zahnfleischsaumes) vorbereiten. An unserer Zahnklinik haben wir vier speziell ausgebildete Zahnärzte, die solche Eingriffe durchführen. Bevorzugt greifen sie aber zur Vector-Therapie, einem schonenden Ultraschall-Verfahren zur Reinigung der Zahnfleischtaschen.

Werden die Kosten für eine Parodontitis Behandlung von der Krankenkasse übernommen?

Das lässt sich leider nicht pauschal sagen – in der Regel ist es so, dass ein Teil der Kosten übernommen wird und ein Teil vom Patienten selbst zu tragen ist.

Grundsätzlich sind alle vom Zahnarzt als notwendig erachteten Parodontalbehandlungen genehmigungsbedürftig. Der Zahnarzt wird bei parodontologischen Behandlungen stets einen sog. Parodontalstatus (Messung der Taschentiefen, ergänzt mit Röntgendiagnostik) aufnehmen, der zusammen mit dem Heil- und Kostenplan bei der Krankenkasse einzureichen ist.  Es gehört in die Zuständigkeit der jeweiligen Kasse zu entscheiden, ob die durchgeführte Behandlung bezuschusst wird oder nicht.

Der Regelkatalog der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland umfasst die halbjährliche Kontrolluntersuchung, die jährliche Zahnsteinentfernung und die Basis-Behandlung der Parodontitis nach vorheriger Antragstellung. Bei Vorsorgemaßnahmen (bspw. die Professionelle Zahnreinigung) sowie bestimmten Behandlungsmethoden (u.a. Labortests, lokale Antibiotika-Anwendung, Vector-Therapie) hängt die Bezuschussung von der jeweiligen Kasse ab.

Welche Nachsorge ist nach einer Parodontitis Behandlung erforderlich?

Wie sich der Patient nach einer Parodontitisbehandlung zu verhalten hat, hängt von der Schwere der Erkrankung ab. Das heißt, jedem Patienten wird individuell mitgeteilt, welche speziellen Maßnahmen er daheim vornehmen soll. Das betrifft insbesondere spezielle Putztechniken bei der täglichen Mundhygiene; die empfohlenen Zahnbürsten, speziellen Zahncremes, Mundspülungen etc. sind in Drogerien bzw. Apotheken erhältlich.

Zu jährlichen Zahnkontrollen wird in jedem Fall geraten, für Parodontal Patienten jedoch ist der regelmäßige Check-up bei einem Zahnarzt oder einer Dentalhygienikerin absolute Pflicht mindestens einmal im Jahr, wenn es indiziert ist, auch öfter!

Welche Folgeerkrankungen drohen bei einer unbehandelten Parodontitis?

Vielen ist gar nicht bewusst, was Parodontitis alles anrichten kann –  der Verlust des betroffenen Zahnes ist dabei noch das kleinste Übel. Es können aber auch die Nachbarzähne und nach und nach sogar alle Zähne verloren gehen, wobei auch der Kieferknochen in Mitleidenschaft gezogen wird. Wenn es soweit kommt, ist der Erfolg einer späteren Implantatbehandlung zumeist fraglich. Wenn die Sache ernst wird, ist es eher ratsam, den betroffenen Zahn rechtzeitig zu entfernen (in einem solchen Fall spricht der Zahnarzt von einer prophylaktischen Extraktion), um eine erfolgreiche Implantation durchführen zu können.

Bei einer unbehandelten Parodontitis muss man nicht nur Zahnfleischbluten und schlechten Mundgeruch in Kauf nehmen, sondern auch mit anderen Folgeerkrankungen rechnen, die über den Mundraum hinausgehen. Dazu zählen Gelenkbeschwerden, Kreislaufprobleme und Herzerkrankungen. Letztere sind zwar ein Extremfall, aber nicht unbekannt in der Medizin.

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