Anwenderbericht
Ledermix Zement – bisher ohne echte Alternative
Zu Ledermix-Präparaten gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen; so wird in Deutschland in der Wissenschaft häufig vom Einsatz dieses Kombipräparates abgeraten, obgleich es auch hierzulande Befürworter gibt. Beispielsweise wird von der Universität Mainz (Prof. Willershausen, Prof. Briseno) Ledermix in bestimmten Einsatzgebieten ebenso befürwortet wie von der Universität Köln (Prof. Noack).
Die Spaltung der Befürworter und Gegner zieht sich auch über Länder hinweg: während in der Schweiz und Australien Ledermix als besonders hilfreiches Produkt gilt, lehnen Amerikaner dies beispielsweise ab.
Besonders auffallend ist, dass Ledermix Zement z.B. in Australien in den klinischen Kursen in der Studentenausbildung als Mittel der Wahl bei der Pulpaüberkappung gilt, wohingegen man in Deutschland alleine beim Begriff „Kombipräparat“ zurückschreckt.
Nun kann ein Praktiker aber nicht von der reinen Lehre leben und schon gar nicht mit der an Universitäten zu beobachtenden kühlen Gelassenheit auf Beschwerden der Patienten reagieren: vom Praktiker wird erwartet, dass er rasch, billig, möglichst schmerzfrei und komplikationsfrei behandelt. Auch wenn es juristisch anders ist: vom Zahnarzt wird der Erfolg erwartet, sonst nichts.
Die andauernden Diskussionen können auch verunsichern. So wurde auch in unserer Praxis einmal versucht, Ledermix Zement durch eine anderes, hoch gelobtes Präparat auszutauschen – als am nächsten Tag der Patient mit Schmerzen in der Praxis stand, wurde das Experiment rasch eingestellt. Dies war Anlass, einmal eigene Praktikererfahrungen von mehr als 20 Jahren den Kollegen vorzustellen; die müssen ja nicht dieselben Fehler machen.
Ein besonderes Ärgernis für jeden Praktiker ist der Patient, der während einer temporären Versorgung bis zur Fertigstellung des Zahnersatzes wegen Schmerzen in der Praxis vorspricht. Was soll man da machen?!
In eigener Praxis hat sich da eine Methodik bewährt, die auch bei besonders sensiblen Patienten bisher immer geholfen hat: man setzt die Provisorien mit Ledermix Zement ein. Bei Kronen- und Brückenarbeiten hat man häufig postoperative Beschwerden kurz nach Präparation und Nachlassen der Wirkung der Anästhetika. Seit hier in der Praxis routinemäßig mit Ledermix Zement gearbeitet wird, ist dies nie mehr vorgekommen – mit Ausnahme eines Versuchs, andere Materialien einmal auszuprobieren, siehe oben…
Der Vorteil liegt auf der Hand: bei dem knapp bemessenen Honorar zählt ja jede Minute, jeder zusätzliche Termin lässt das nach Kosten verbleibende Honorar schmelzen wie Schnee in der Sonne. Wenn dann durch einen provisorischen Zement keine Probleme auftreten, ist der Zeitvorteil enorm und der Kostendruck wird etwas gemildert.
Aber auch bei der Therapie tiefer Karies mit daraus abzuleitender Notwendigkeit von direkter oder indirekter Pulpaüberkappung hat sich bei uns der Einsatz von Ledermix Zement als außerordentlich sinnvoll erwiesen. Meist ist ein so behandelter Patient schon innerhalb eines Tages beschwerdefrei, was mit anderen Materialien nicht gelingt. Dadurch können leicht zeitraubende endodontische Maßnahmen (die sind besonders unangenehm, wenn man für eine Brücke präpariert hat und dann ein Pfeiler wegen zu großer Schmerzen endodontisch versorgt werden muss – dann fängt man von Vorne an und darf unter Umständen auch noch die anderen Pfeilerzähne nachbehandeln) vermieden werden.
Und die „Nebenwirkungen“? Es wird ja immer wieder so dargestellt, dass es bei Einsatz von Ledermix zu einer Pulpaschädigung käme. In den 20 Jahren, in denen bei uns Ledermix Zement zum Einsatz gekommen ist, haben wir noch nie eine Auffälligkeit bezüglich außergewöhnlicher Devitalitäten beobachtet – es wird präpariert, temporär versorgt und anschließend die Arbeit fest eingegliedert. In der Praxis hat man keine Möglichkeit, Nachuntersuchungen wie an der Universität vorzunehmen, da hätte man gleich die Wirtschaftlichkeitsprüfung am Hals. Aber, auch ohne röntgenologische Nachuntersuchungen: wenn die Zähne sich über Jahrzehnte unauffällig verhalten ist das wohl auch ein Beweis für die Funktionsfähigkeit einer Methode!
Wir haben auf den zunehmenden Leistungsdruck reagiert: durch den Einsatz von Ledermix Zement haben wir raschere Erfolge und weniger Komplikationen – da bleibt dann schon mal mehr Zeit für einen Problempatienten…
Dr. Hans-Jürgen Karl