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Krankenfehltage und Kosten

Psychische Leiden nehmen drastisch zu?

Eine gute Konjunktur lässt stets die Zahl der Krankmeldungen steigen. Es ist nachvollziehbar: bei schlecht laufenden Geschäften besteht doch eine relativ hohe Gefahr, entlassen zu werden, und das bremst. Noch gibt es in Deutschland, anders als z.B. Italien oder Spanien, durch die Schröderschen Reformen weniger rechtliche Hindernisse bei Entlassungen, insbesondere in kleinen betrieben. Größere Unternehmen müssen Tricks anwenden, z.B. durch Ausgliederung ganzer Betriebsanteile (Spin-Offs) und später dann Schließung der neuen Unternehmen. Ganze Abteilungen voll mit Juristen befassen sich mit dem Problem, bei zu geringen Erträgen Mitarbeiter loswerden zu können. In den oben erwähnten Ländern gilt ein starrer Kündigungsschutz (übrigens auch in Frankreich), was dem Einzelnen vielleicht das trügerische Gefühl von Sicherheit vermitteln mag, insgesamt jedoch dazu führt, dass die Arbeitslosigkeit auch hohem Niveau verharrt und sogar weiter steigt. Es ist eine simple Rechnung: entweder es gibt Entlassungen oder der Betrieb geht pleite. Beispiele gab es in letzter Zeit genug: Schlecker, Quelle, BenQ, Karstadt, usw. Ein Unternehmen muss Gewinne erwirtschaften, es kann nicht selbst Geld rucken, wie der Staat. Außer bei Gieseke & Devrient, nur, die dürfen das gedruckte Geld ja bekanntlich nicht behalten, was sogar die Gelddrucker zu drastischen Maßnahmen mit massiven Personaleinsparungen zwingt.

Anders als von der Linken und einigen Gewerkschaften dargestellt– leider glauben viel zu viele Menschen den Rattenfängern –  ist das Perpetuum Mobile eine Illusion. Wenn das Unternehmen keine Gewinne macht ist es aus. Wo soll das Geld für die Löhne herkommen? Ein Geldgeber kann nicht dauernd „geben“, eil dann nichts mehr da ist was gegeben werden kann. Und ein Arbeitnehmer kann nicht permanent nehmen, weil damit eben die Firmenkasse ausgeplündert wird.

Insofern ist der gesetzliche Mindestlohn ein Irrweg: entweder die Preise steigen massiv (dann hat keiner mehr was von dem höheren Lohn) oder die Unternehmen gehen zugrunde, und dann stehen die Arbeiter eben auf der Straße.

In Zeiten einer brummenden Konjunktur treten diese Zusammenhänge nicht so deutlich ins Bewusstsein, und da hat Fehlverhalten der Arbeitnehmer keine so unmittelbaren Folgen.

Nun steht vor einer Krankmeldung ja stets die Pflicht, eine „Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“ AU beizubringen. Danach darf man sich auf Kosten der Kollegen gerne ausruhen, der Lohnfortzahlung sei´s gedankt. Auf Kosten der Kollegen? Ja, denn die müssen dann die Arbeit für den Kranken mit erledigen, was sonst.

Nun sind Ärzte mittlerweile, weil sie selbst über Gebühr von der Bürokratie geplagt werden, deutlich zurückhaltender mit „Krankschreibungen“. Da hat sich nun ein neues Feld aufgetan: psychische Erkrankungen. Die kann man, wenn man ehrlich sein will, kaum wirklich nachweisen, wenn sich ein Patient im Internet kundig macht, welche Symptome er schildern muss, kommt er damit durch. Dass Krankmeldungen nicht selten fingiert sind, lässt sich leicht beweisen. Bei Angst um den Arbeitsplatz oder, noch besser, als die Lohnfortzahlung auf 80 Prozent begrenzt wurde, sinkt der Krankenstand auf sonst nie erreichte Tiefststände.

Weil die Konjunktur und parallel die Arbeitslosenrate in den letzten Jahren gut lief, ist die Krankheitsrate stark angestiegen: der BKK Dachverband gibt für 2013 einen Anstieg gegenüber dem  Vorjahr an, im Schnitt seien 17,6 Tage Fehltage ermittelt worden. Das bedeutet, zu den 6 Wochen bezahlten Urlaubs fehlten (ebenfalls bei vollem Lohn!) die Arbeitnehmer auch noch zusätzlich zweieinhalb Wochen wegen Krankheit. Dabei fällt besonders auf, dass Fehlzeiten aufgrund psychischer Leiden innerhalb nur einer Generation auf das Fünffache gestiegen sind – dies parallel zur Zunahme an Psychotherapeuten.

„In Deutschland nehmen die krankheitsbedingten Fehlzeiten der Beschäftigten zu. Innerhalb von nur sieben Jahren stieg der Durchschnitt um fünf Tage pro Jahr: von 12,4 im Jahr 2006 auf 17,6 Tage im Jahr 2013. 2012 waren es 16,6 Tage“. (Gesundheitsreport des Dachverbands der Betriebskrankenkassen BKK). Dabei wurden Daten von 9,3 Millionen Versicherten aufbereitet.

Wegen Psychischer Erkrankungen stiegen die durchschnittlichen Fehlzeiten von etwa einem halben Tag im Jahr 1976 auf 2,6 Fehltage im Jahr 2013: Im Schnitt fehlten Arbeiter wegen dieser Diagnose 38 Tage im Jahr.

Besonders ausschlussreich sind Daten zur regionalen Erkrankungshäufigkeit sowie dem Alter. In Gegenden mit besonders hoher Arbeitslosigkeit sowie mit zunehmendem Alter nimmt die Krankheitshäufigkeit zu.

Hier kann man einen Zusammenhang mit wirtschaftlichen Dingen sehen: „Krankheit“ unterbricht die Arbeitslosigkeit, so dass ein Arbeitnehmer länger Sozialleistungen beziehen kann. Außerdem sind Leistungen der Krankenkassen (nach Auslaufen der Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber) höher als die Leistungen nach ALG II. Ist eine leicht nachvollziehbare ökonomische Denke.

Leider haben Politiker ein Problem richtige Entscheidungen treffen zu wollen. Kohl hat es versucht, am Sozialstaat etwas aus dem Ruder gelaufenes zu justieren, da war er ganz schnell abgewählt. Schröder hat es tatsächlich geschafft, eine Korrektur vorzunehmen, das hat ihn ebenso den Job gekostet, die eigene Partei hat ihm die Gefolgschaft verweigert. Schlimmer noch, die Reformen haben zur Gründung der „Linken“ geführt, mit massiver Schwächung der SPD. Wer mag es verübeln, wenn sich kein Politiker mehr traut da etwas ändern zu wollen? Dann macht man halt weiter so und verweigert notwendige weitere Reformen, ja, man dreht die Uhr sogar zurück, wie die aktuelle Regierung….

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