Europerio 7

Europerio 7 – internationaler Kongress zu parodontalen Problemen

Traditionell organisiert GABA die offizielle Pressekonferenz der Europerio-Kongresse, so auch dieses Mal in Wien. Hier ist noch ein Kompliment angebracht – diese Veranstaltung war perfekt organisiert: überall Wifi-Möglichkeit, eine Tagung der kurzen Wege, und bei den Vorträgen und Seminaren wurden Videoübertragungen in die Gänge vorgenommen, so dass eine optimale Information der Teilnehmer gewährleistet war, trotz eines fast erdrückenden Umfangs.Weit über 1000 Teilnehmer, sehr viele Vorträge, die in der Kürze der Zeit (Mittwoch bis Samstag) nur dadurch abgeleistet werden konnten, dass die Veranstaltungen parallel stattgefunden haben.

Die im drei-jährlichen Rhythmus abgehaltene internationale Tagung EUROPERIO – diesmal die Nummer 7 – bietet eine umfassende Information des Status quo der Forschung auf dem Gebiet der Parodontologie und wurde mit 17 Fortbildungspunkten für die Teilnehmer belohnt. Die nächste Tagung findet dann 2015 in London statt.

Der Schwerpunkt dieser Tagung lag bei neueren Erkenntnissen zu den Unterschieden der parodontalen Erkrankungen (Parodontitis) und den Erkrankungen des Implantathaltegewebes („Periimplantitis“) sowie der Funktion des Zahnarztes als „Arzt“ mit seiner Verantwortung für die allgemeine körperliche Gesundheit, ausgedrückt durch Informationen zu den Zusammenhängen Parodontitis/Implantitis und Krankheiten aus dem Endokrinologie-Bereich ebenso wie cardiale bzw. vasculäre Krankheitsbilder oder auch die Problematik der Fertilitätsstörungen (Frühgeburten etc.).

Auf der am zweiten Tag abgehaltenen Pressekonferenz sprachen die Präsidenten der Tagung, Prof. Richard Palmer, sowie PD Gernot Wimmer in ihren einleitenden Worten schon von der großen Bedeutung der parodontalen Gesundheit. Da Erkrankungen des Zahnhalteapparats keine lokal auf die Oralregion beschränkte Erkrankung sondern ein die Allgemeingesundheit betreffendes Leiden darstellt sei Prophylaxe bzw. Prävention so dringend. Neben den ungenügenden Hygienegewohnheiten sind biologische und genetische Faktoren bestimmend, so die einhellige Meinung. Um die neuere Forschung im gegenseitigen Gedankenaustausch auf eine breite Basis zu stellen wurde mit den amerikanischen Kollegen ein erstes gemeinsames Symposium für November vereinbart.

Prof. Mario Sanz/ Madrid betonte in seinem Kurzreferat die Zusammenhänge PAR und Allgemeingesundheit, was in der Aussage gipfelt: die PAR ist elementar wichtig für den Menschen. Prof. Jörg Meyle hakte nach: bei 8 – 10 Prozent Diabetikern in Deutschland – wie überall in den westlichen Zivilisationen – werden ungeheure Kosten ausgelöst, in der BRD sind das cá 40 Mrd. € jährlich. Diabetes jedoch ist eine typische Folge von Bewegungsmangel, Übergewicht (hier hat die aktuelle RKI-Studie aktuelles Zahlenmaterial geliefert: 70 Prozent der Deutschen sind übergewichtig, 30 Prozent adipös, also besonders fett) sowie parodontaler Krankheit, wie die Forschung immer eindrucksvoller belegen kann. Deshalb beginnen aktuell die Diabetologen eine Zusammenarbeit mit den Parodontologen (hier sind die Endokrinologen von sich aus aktiv geworden und haben sich an die DGP gewandt), weil eben ein Patient öfter den Zahnarzt sieht als den Facharzt für innere Medizin. Es werden gemeinsame Workshops organisiert um die Zusammenhänge den Praktikern nahe zu bringen. Salopp gesagt: Wer sich die PAR (erfolgreich) behandeln lässt kann fett bleiben, und weil Übergewicht eher zu- als abnimmt brauchen uns die Diabetologen ganz dringend. Eine erfolgreich abgeschlossene PAR reduziert die notwendige Insulinmenge ganz erheblich.

Zum Problemkreis der Risikopatienten hatte Prof: Bruno Loos aus Amsterdam wesentliches beizutragen. Man ist derzeit dabei die Genotypen von Hochrisikopatienten zu analysieren, und der Zusammenhang zwischen cardiovaskulären Krankheitsbildern und einer unbehandelten PAR werden immer deutlicher mit hochsignifikanten Zusammenhängen. Die Genotypen „PAR“ und „Cardiovaskuläre Erkrankung“ sind sich frappierend ähnlich. So forderte der Referent auf diesem Gebiet fleißig zu forschen – „es gibt noch viel zu tun“.

PD Gernot wimmer forderte mit Nachdruck eine Anerkennung der Fachbezeichnung „Parodontologe“ und überhaupt wegen der Wichtigkeit des Fachs mehr Förderung und Ausbildung, da es zu wenige Spezialisten dafür gebe. Es reiche keinesfalls aus, auf dem Praxisschild „Zahnarzt“ und vielleicht noch den Tätigkeitsschwerpunkt Parodontologie vorzufinden, hier müsste Facharzt für Parodontologie oder ähnliches zugelassen werden.

Auch sei ein regelmäßiges Screening (PSI) unverzichtbar, Loos empfiehlt die Untersuchung im Jahresrhythmus. Die fatale Unkenntnis der Medienvertreter in Bezug auf die stringenten KKV-Regeln wurde dabei durch eine unschuldig gemeinte Bemerkung eines deutschen (!) Journalisten demonstriert, der/die meinte, das würde doch von der Kasse bezahlt, da gäbe es doch gar keinen Bedarf zusätzlich. Für diejenigen, die es immer noch nicht wissen: der PSI ist beschränkt auf alle zwei Jahre, die Untersuchung nach 01 auf einmal im Jahr, ebenso wie die Zahnsteinentfernung. Der parodontalen Gesundheit der Bevölkerung ist das nicht dienlich, und bedenkt man, dass vor den letzten „Reformen“ solche Leistungen deutlich häufiger gestattet wurden, gleichzeitig aber sich die Gesundheit der Bevölkerung (in Bezug auf Parodontitis) massiv versc hlechtert hat, so sollte die Frage gestattet sein: ist die Regierung bzw. sind die Kassen überhaupt an einem Mehr an Gesundheit interessiert?!

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