Elektromobilität: Vorsicht Falle!
siehe auch https://www.sueddeutsche.de/1.2982361
Der Mensch hat keinen Sinn für Energieverbrauch, so wie auch kaum ein Bewusstsein für Geschwindigkeit existiert. Genetisch ist der Mensch eben nicht auf die Hilfe von Maschinen ausgelegt – vom Baumuster her wird alles mit Muskelkraft erledigt, die maximale Geschwindigkeit wäre damit eben das „laufen“.
Unmittelbar damit zusammen hängt der Mobilitätswahn. Während über Jahrtausende hinweg Arbeit und Wohnung stets zusammen als Einheit in Erscheinung traten – es wäre schlicht unmöglich gewesen, dass ein Landwirt ganz woanders wohnt als auf/in seinem Hof, die Haltung von Nutztieren ebenso wie die Feldarbeit erfordern einfach die kurzen Wege – gilt heute, dass das „Häuschen im Grünen“ angestrebt wird und der Job in der weit entfernten Stadt. Entstanden sind Schlafsiedlungen und Ballungsräume mit Einkaufszentren sowie Produktionsanlagen und Verwaltungszentralen.
Neben den sozialen Störungen (was macht man denn in der Schlafsiedlung?!) bedeutet diese Teilung der Lebensbereiche jedoch vor allem eines: einen hohen Energieverbrauch! Schon die Konzeption des Einzelhauses macht energetische Probleme – in der Agrargesellschaft wohnten die Menschen über dem Stall, sie nutzen die Wärme ihres Viehs zur Heizung. Und die tägliche Fahrt zur Arbeit – bei Stadtbewohnern immer mehr mit dem Fahrrad durchgeführt, bei Landbewohnern schlicht unmöglich, die fahren mit dem Auto.
Während also der Städter leicht auf einen fahrbaren Untersatz verzichten kann und notfalls eben auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt, hat der Landbewohner diese Möglichkeiten nicht.
Betrachtet man die Bevölkerungsstruktur, so ist leicht zu erkennen, dass gut 90 Prozent der Menschen in Deutschland entweder gleich auf dem platten Land wohnen oder zumindest nicht in den Zentren mit dichter Versorgung durch öffentlichen Verkehr. 90 Prozent benötigen demnach eine Mobilität mit individuellem Verkehrsmittel (Auto). Da Politik ja stets für Mehrheiten gemacht wird, treibt das Problem die Herrschenden über Gebühr um: was muss getan werden, um den Arbeitern den Weg zur Arbeitsstelle möglich zu machen?
Einige Energieprobleme wurden ja schon zumindest teilweise gelöst: ein Großteil der Gebäude ist mittlerweile deutlich weniger Energie konsumierend, Wärmedämmung (steuerlich gefördert) und Energiepass haben schon etliches in die richtige Richtung bewegt. Nur mit der Mobilität, da hapert es noch. Nicht die „große“ Mobilität (Urlaubsreisen usw.) – so oft fliegen die Leute ja nun auch wieder nicht in Urlaub -, die kleine, tagtägliche Mobilität ist es, die Sorgen macht.
Umweltprobleme (Abgase) und schwindende Ressourcen (Primärenergie aus fossilen Energieträgern) erzwingen es, sich damit näher zu befassen.
Nun glaubt die Politik die Lösung gefunden zu haben: „Elektromobilität“, die sei umweltfreundlich (keine Abgase) realisierbar. Nur dumm, dass Elektromobile kaum gekauft werden. Dies soll nun durch großzügige Förderung geändert werden. „Die Zukunft des Automobils ist batteriebetrieben“, so der Slogan.
Nur, stimmen die Annahmen?
Hierzu sollte einmal der Energiemarkt näher betrachtet werden.
Der Anteil „erneuerbarer“ Energie, bevorzugt aus Windkraft und Photovoltaik, ist seit 1991 (3,2 %) auf bislang 32,6 % (2016) angestiegen (Quelle: AGEB). In 2011, als die Bundesregierung die „Energiewende“ verkündet hat, lag der Anteil erneuerbarer Energie noch bei 20,4 % – genau betrachtet hat sich da immer noch nichts Weltbewegendes getan. Der Anteil der Kernenergie ist seitdem von 17,6 auf 14,1 % zurückgegangen, Strom aus Braunkohlekraftwerken gar nur von 24,5 auf 23,8 %. Der Anteil der Steinkohle ist gleich geblieben (18,5 gegenüber 18,1 %), hingegen haben die Ölbrenner jetzt Hochkonjunktur: 30,1 % gegenüber dem Verkündungsjahr 20,2. Von „Energiewende“ kann da kaum die Rede sein!
Insgesamt ist der Stromverbrauch nur sehr moderat gestiegen, von 539 (1991) auf in 2016 600 Mrd KWh.
Was wäre die Folge einer rasch angenommenen Umstellung auf Elektromobilität?
Für 2016 wird ein Bestand an KFZ in Deutschland mit 45.071 Tsd angegeben (Quelle: Statista). Diese werden praktisch ausschließlich mittels Mineralöl bewegt – der Anteil des Mineralöls am Gesamtenergiemarkt lag 2013 bei 33 %, Erdgas steuerte 22,5 % bei.
Der Markt für Mineralöl strukturiert sich so: Benzin 18,42, Diesel 34,84, Heizöl 19,83, Schweröl 4,42, Kerosin 8,80, sonstige 25,23, insgesamt 111,54 Mio Tonnen in 2013. Mobilität – Verkehr – verbraucht also etwas mehr als 50 %, die KFZ knapp unter 50 %. Das heißt, die Hälfte der in Deutschland verbrauchten Energie aus Mineralöl geht zu Lasten der Mobilität. Nicht berücksichtigt in dieser Rechnung ist der Energieverbrauch der Bahn, die ja überwiegend elektrisch betrieben wird, also überwiegend durch Primärenergie aus Braun- und Steinkohle.
Wollte man nun tatsächlich eine komplette Umstellung auf Elektromobilität, so wäre dies kaum realisierbar. Woher soll denn der ganze Strom kommen?! Wenn dann alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind?! Die hohen Ziele der Klimakonferenz kann man dann gleich in dem Eimer hauen, es wird einen Anstieg des CO 2 Ausstoßes (Gesamtbilanz) geben.
Es ist zweifellos erstrebenswert eine Umstellung zu bewirken, schließlich sind die Ressourcen absehbar endlich, auch Uran steht nicht unbegrenzt zur Verfügung, von den Problemen der „Endlagerung“ ganz abgesehen. Jedoch hat die Regierung nicht die Wahrheit gesagt bei der Verkündung der „Energiewende“. Es wurde versprochen, das koste den Verbraucher gar nichts – ob die Versprechen aus Inkompetenz oder Vorsatz falsch waren, das Ergebnis ist ja dasselbe: die Strompreise sind explodiert. Die Kilowattstunde Haushaltsstrom kostet aktuell 28,5 Cent, ein Anstieg gegenüber 2011 um etwa 30 Prozent (statistisches Bundesamt). Es wäre ja auch ein Wunder: erhebliche Investitionen in Windenergieanlagen und Photovoltaik schlagen ganz selbstverständlich auf den Strompreis durch, und Strom war wegen der langen Laufzeit der Kernenergieanlagen schon seit längerem eigentlich viel zu billig. Der relativ niedere Strompreis hatte sogar zu der absurden Situation geführt, dass man Stromheizungen in Häusern und Wohnungen eingebaut hat, etwas ganz Unsinniges. Man muss doch nur einmal ein klein wenig nachdenken: Strom wird erst mit einem Verlust aus Primärenergie hergestellt, ein Maß dafür ist der „Wirkungsgrad“. Danach wird Strom Hersteller – Kraftwerk – über verlustreiche Stromleitungen zum Verbraucher geführt und dort wieder mit Verlust in Wärme bzw. mechanische Energie zurückverwandelt. Selbst die Befürworter des Energiewandels haben noch bis vor kurzem die „Kraft-Wärme-Kopplung“ mit dezentraler Energieerzeugung favorisiert. Die Umwandlung von Primärenergie (Brennstoff) in Sekundärenergie (Wärme, Strom) vor Ort in kleinen Einheiten (z.B. durch eine Anlage im Eigenheim) hat nach allen vorliegenden Daten den höchsten Wirkungsgrad. Je zentraler Energieerzeuger angelegt werden, umso niedriger ist der erzielbare maximale Gesamt-Wirkungsgrad. Und das soll plötzlich alles nicht mehr stimmen?
Es ist sicher richtig, die Abwärme aus der Kohleverstromung als Fernwärme zu nutzen, dazu braucht man Kraftwerke. Nur, der Wirkungsgrad ist dabei eben nicht berückend.
Das KFZ ist ein dezentraler Energieumwandler, da wird Primärenergie (Treibstoff Diesel bzw. Benzin) in Sekundärenergie (Kraft für den Vortrieb, Strom für die Bordelektrik, Wärme für die Heizung) umgesetzt, mit aktuell sehr hohem Wirkungsgrad. Heizung ist ein wichtiger Punkt – in einem kalten Land mit mal eben 3 bis 4 Monaten Naturwärme ist Heizung unverzichtbar.
Wenn man annehmen wollte, alle Energie für zukünftige Kraftfahrzeuge würde alternativ aus erneuerbarer Energie erzeugt, dann wäre das Elektromobil zumindest eine Alternative zum Mineralöl. In der aktuellen und absehbaren Situation hingegen ist das grober Unfug: die oben gelisteten Daten lassen nicht einmal ansatzweise erkennen, dass dies möglich wäre. Die Gesamtmenge an Energie aus erneuerbaren Quellen so zu steigern dass der Energiebedarf insgesamt damit gedeckt werden könnte schient utopisch. Die Investitionen dafür sind kaum zu stemmen, der Staat hat die Mittel dazu nicht, private Investitionen bedeuten eine heftige Preissteigerung für die Verbraucher – wenn man die an die Industrie weitergeben wollte wäre der Standort Deutschland ausradiert, und die Weitergabe an die privaten Verbraucher ist politisch kaum umsetzbar. Also – so sehen es ja selbst die optimistischen Annahmen vor – wird weiter Strom aus fossilen Energieträgern erzeugt werden.
Die angebliche Umweltfreundlichkeit ist deshalb nicht gegeben – nur weil die Atmosphäre nicht direkt vor Ort (Autoauspuff) sondern zentral in den Kraftwerken belastet wird, kann man das doch nicht als umweltfreundlich ansehen! Eine Zunahme des Stromverbrauchs würde im Gegenteil zu noch vermehrtem Einsatz von Braun- und Steinkohle führen, mit schlimmen Folgen für die Umwelt!
Daneben wird kaum etwas zu den Umweltfolgen der Batterieproduktion publiziert – was heute als Batterien zum Einsatz kommt ist der Lithium-Akkumulator, der in der Produktion riesige Mengen an Energie verschlingt (die Gewinnung von Lithium ist sehr energieaufwändig!), zudem fallen gigantische Mengen an chemischen Abfällen an. Es ist schlicht eine Gemeinheit, dies in Entwicklungsländer zu verlagern, in denen die Luft eh schon kaum noch zu atmen ist.
Und dann hätten wir noch den unmittelbaren Kostenfaktor: Lithiumakkumulatoren haben nicht das ewige Leben, von Ladezyklus zu Ladezyklus nimmt die Kapazität ab, und irgendwann braucht man neue Batterien. Der Zeitpunkt eines Batterieaustauschs ist abhängig von der Belastung – bei täglichen Fahrten zum Arbeitsplatz wird man um tägliches Laden nicht herumkommen, sonst bleibt man mitten auf der Strecke stehen. Die Alternative „Reservekanister“ gibt es ja nicht. So kann man von mindestens 300 Ladezyklen jährlich ausgehen, nach vorsichtiger Schätzung ist dann der Aktionsradius des Elektromobils nach 3 Jahren so weit geschrumpft dass Ersatz fällig wird. Der Preis bewegt sich dann im Bereich eines guten Gebrauchtwagens…
Und dann: der Ladestrom ist ja auch nicht kostenlos zu bekommen. Aktuell kostet die KWh durchschnittlich 28,5 Cent (siehe Grafik), billiger wird das bestimmt nicht.
Nun nehmen wir einmal ein ganz durchschnittliches Auto mit einer Leistung von 100 bis 150 KW, das verbraucht also bei Volllast in einer Stunde 150 KWh und fährt damit etwa 160 km. Ein heutiger moderner Diesel-PKW braucht dafür etwa 10 Liter, bei gleichen Fahrleistungen. Zum aktuellen Preis von Dieseltreibstoff kostet das dann 10 bis 11 Euro, der Stromer würde dann schon 42 Euro schlucken. Diese Rechnung kann man natürlich zugunsten des Stromers noch korrigieren, z.B. muss man ja nicht ständig Volllast fahren, man kann Nachtstrom zum Aufladen nehmen, als Großabnehmer von Strom bekommt man auch günstigere Tarife, und nicht zuletzt sind bisher verfügbare Elektromobile deutlich schwächer motorisiert. Nur, so billig wie der Diesel sind die nie!
Wenn also schon der Verbrauch teurer kommt, weshalb soll bitteschön Jemand der seine fünf Sinne beieinander hat ein Elektromobil kaufen? Bei deutlich höherem Anschaffungspreis und deutlich höheren Unterhaltskosten (Batterientausch)?
Darauf zu hoffen dass vielleicht zukünftig die Strompreise sinken werden ist sinnlos, da stehen die hohen Kosten der Stromerzeugung dagegen. Diese sind weitgehend durch die garantierten Einspeise Vergütungen bestimmt, wenn man die senken wollte käme die erneuerbare Energieerzeugung gar nicht mehr voran. Wer in solche Anlagen investiert muss rechnen können, und wenn es sich nicht rentiert lässt man es.
Beispiel Einspeisevergütung für eine typische Aufdachanlage bis 10 kWp
Einspeisevergütung für Dachanlagen bis 10 kWp in c/kWh | |||||
ab 1. Apr ’16: | ab 1. Mai ’16: | ab 1. Jun ’16: | ab 1. Jul ’16: | ab 1. Aug ’16: | ab 1. Sep ’16: |
12,31 | 12,31 | 12,31 | 12,31* | 12,31* | 12,31* |
Windenergie ist auch nicht kostenlos zu bekommen. Nach § 29 Windenergie beträgt die Vergütung 5,02 Cent pro Kilowattstunde (Grundvergütung), für Strom aus Windenergieanlagen beträgt die Vergütung in den ersten fünf Jahren ab der Inbetriebnahme der Anlage 9,2 Cent pro Kilowattstunde (Anfangsvergütung). Die Frist von 5 Jahren wird jedoch verlängert, wenn die Kosten es erfordern.
Fazit:
Ohne Veränderung der Lebensgewohnheiten der Menschen – also deutliche Zurücknahme der Mobilitätswünsche – ist eine Umstellung auf regenerative Energien physikalisch und finanziell kaum machbar, legt man aktuelle Daten zugrunde. Das bedeutet jedoch eine Rückbesinnung auf die Zeit vor dem „Ölzeitalter“ – weshalb sagt uns das niemand der Mächtigen? Die reale Wirtschaft sieht das heute schon ganz anders: die Immobilienpreise ziehen immer rascher an in den Ballungsräumen, während auf dem Land die Preise sinken. Ist logisch: die schon heute erheblichen Fahrtkosten werden hochgerechnet und dann entscheidet man sich: da „billige“ Haus auf dem Land zuzüglich Fahrtkosten oder die „teure“ Stadt Residenz mit dann eben wesentlich geringeren Kosten für die Fahrten zum Arbeitsplatz. Mit zunehmender Verknappung und damit verbundenen Verteuerung der Energie wird sich das Szenario weiter beschleunigen. Da kann die Politik machen was sie will (Mietpreisbremse usw.), Naturgesetze kann sie nicht erlassen, die stammen von einer höheren Macht!