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Das unbekannte Kapitel – Wolfgang Herrndorfs Bilder

Nach Berlin und München jetzt Stade, Wolfgang Herrndorfs Bilder im Kunsthaus Stade.

Stade gilt immer noch als Geheim-Tipp für wechselnde Ausstellungen mit Werken namhafter Künstler. Neben Hochkunst der klassischen Moderne wird Gegenwartskunst ausgestellt. Überwiegend Bilder von privaten Sammlern, die sonst eher nicht ausgestellt werden.

Mit dem Roman Tschick wurde Wolfgang Herrndorf (1965 bis 2013) berühmt, für seine Bücher erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Dass er jedoch vor seiner Schriftstellerkarriere ein Kunststudium abgeschlossen hatte und als Maler und Zeichner für verschiedene Verlage und Magazine arbeitete, wissen nur wenige. Als „Geheim- und Allzweckwaffe“ der Titanic (Oliver Maria Schmitt), als Illustrator zahlreicher Bücher und als Zeichner für den Tagesspiegel sowie den Eulenspiegel arbeitete Herrndorf von 1994 bis in die frühen 2000er-Jahre als gefragter Künstler und Karikaturist.

Herrndorf-Selbstbildnis mit Bohrmaschine

Seine Bildwelt war lebensnah und detailgenau, sein Arbeiten äußerst akribisch. Vor allem auf die perspektivisch korrekte Wiedergabe legte er von Beginn an großen Wert. Die Kunst der Renaissance war ein frühes Vorbild, Herrndorfs Begeisterung für das Werk Albrecht Dürers ist den Schüler- und Studentenarbeiten deutlich abzulesen.

Im Haffmans Verlag erschien 1997 ein Kalender mit zwölf Blättern Herrndorfs, auf denen er Klassiker der Kunstgeschichte kopierte und Helmut Kohl darin in Szene setzte. Der Kalender wurde ein Bestseller und Herrndorf durch die gute Presse einem größeren Publikum als Maler bekannt. Die bestechend präzise Wiedergabe von Szenen, Personen und Stimmungen wurde bewundert. Herrndorfs zumeist kleinformatige Blätter sind von überwältigendem Detailreichtum. Viele dieser Arbeiten enthalten Text, in aufwendig gestalteter, von handgemalter Serienschrift. Herrndorf investierte in jede noch so kleine Arbeit große Sorgfalt.

Als Karikaturist trifft Herrndorfs Spottlust die Themenfelder Politik, Sport und Religion – in Scherzblättern, Comics oder in der fein ausgearbeiteten Kulisse bedeutender Werke der Kunstgeschichte. In den Witzen darin spöttelt er über den menschlichen Kleingeist, hält der Gesellschaft den Spiegel vor.

Wolfgang Herrndorf, ohne Titel

Es ist Herrndorfs unbestechlicher Blick gewesen, der die Schönheit der Natur, aber auch die Skurrilität des Lebens und die bizarren Facetten der menschlichen Gesellschaft aufdeckte. Er war auch als bildender Künstler ein Beobachter, Gestalter und Erzähler.

Die Ausstellung im Kunsthaus Stade basiert auf dem Nachlass Herrndorfs, der aus mehr als 600 Zeichnungen und Malereien besteht. Über 140 Arbeiten sind in der Schau zusammengetragen, darunter auch Leihgaben aus privaten Sammlungen, um den Bestsellerautor als bildenden Künstler zu präsentieren. Zur Ausstellung erschien ein umfangreicher bebilderter Katalog mit Texten von Frank Schulz und Regina Wetjen sowie Interviews mit Norbert Thomma und Gerd Haffmans (ISBN 978-8606-669-8).

 

 

 

Dauer der Ausstellung: 24. Juni bis 3. Oktober 2017

Kunsthaus Stade, am Wasser West 7 trifft man auf das 1667 errichtete Fachwerkhaus.

Kunsthaus Stade

Wasser West 7

D-21682 Stade

T +49 (0) 4141 79 773 20

F +49 (0) 4141 79 773 99

info@museen-stade.de

www.museen-stade.de

Öffnungszeiten

Di, Do und Fr 10–17 Uhr | Mi 10–19 Uhr

Sa und So 10–18 Uhr

Mittwoch 17.30 Uhr: After-Work-Führung

Sonntag 15 Uhr: Ausstellungsrundgang

Anreise

mit der Bahn/HVV
mit dem Auto

 

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