Online-Magazin für die Zahnarztpraxis

Burnout – was nun?

 

Die Berichte der Kollegen lösen ungläubiges Stauen aus: da wird die „Wirtschaftlichkeit“ geprüft, und das immer mehr und häufiger, und mit immer höheren Regressen. Warum ist das so? Die Punktemenge je Fall sinkt derzeit immer weiter ab, waren es z.B. vor wenigen Jahren noch 150 Punkte, so werden aktuell die 100 Punkte gar nicht mehr erreicht. Das sind immerhin 50 Prozent (!) weniger. Damit geraten immer mehr Kollegen in die Prüfung, ist eine logische Folge der Prüfung nach arithmetischem Durchschnitt. Der eine oder andere versucht nun den Regress abzuwenden -schließlich hat man die Arbeit ja gemacht, und auch Material, Zeit und damit Geld investiert, da will man doch zumindest das wieder ersetzt bekommen. Dem Normalzahnarzt ist so ein Regress sowieso rätselhaft – weshalb soll jetzt Geld zurückbezahlt werden, wenn man sich nichts hat zuschulden kommen lassen?

Also geht man hin zur Sitzung in der Prüfstelle.

Und da werden die Prüflinge in einer Form abgekanzelt, dass man es kaum fassen kann. Ich habe noch keinen Kollegen getroffen, der da ein zweites Mal hinwollte. Damit nicht genug: die systematische Folter, die da ausgeübt wird, um den Prüfling dazu zu bringen, jeden Widerstand aufzugeben und auch zukünftig nie mehr zu widersprechen, ist eines Rechtsstaats unwürdig.

Ja, liebe Kollegen, Rechtsstaat: was da mit den Zahnärzten derzeit passiert nennt man im Fachjargon „Mobbing“, und das ist nach Urteilen höherer Gerichtsinstanzen strafbar.

Nun wird es sicher nicht einfach das Mobbing konkret nachzuweisen, das haben schon viele Gemobbte zu spüren bekommen. Und für eine Strafbarkeit muss ja auch ein Vorsatz des Mobbers gegeben sein. In diesem unserem Land wird jedoch das Quälen der Gebildeten und insbesondere der Ärzte, ganz besonders verhasst sind ja Zahnärzte, als vornehme Aufgabe gesehen, da hat keiner auch nur die Spur von Schuldbewusstsein, schon gar nicht die Journalisten.

Nur: man sollte die Mauer des Schweigens endlich durchbrechen! Mit der „Omenta“ hat die Mafia jahrzehntelang herrschen können, da gab es keinen Widerstand. Erst als die ersten geredet haben hat sich was geändert, die Macht der Mafiabosse in Italien scheint wirklich gebrochen. Analog muss das auch hierzulande anlaufen: die Macht der Kassenmafia muss endlich gebrochen werden, denn, mit wegducken ist es nicht getan, da wird es bloß immer schlimmer.

Es sind ja nicht nur (Zahn)Ärzte betroffen, das Mobbing hat inzwischen enorme Ausmaße angenommen, überall. Die Psychiater und Psychotherapeuten haben alle Hände voll zu tun um die Leute einigermaßen wieder aufzurichten. Der volkswirtschaftliche Schaden durch Mobbing ist gingantisch: die Behandlung psychischer Störungen nimmt mittlerweile im Kostenranking Platz 3 ein, nach Herz-/Kreislauf und Krebserkrankungen, das wird inzwischen auch öffentlich diskutiert. Dabei geht es (noch) um die Probleme von unselbständigen Arbeitnehmern – nur, in den Praxen der Psychos finden sich zunehmend auch andere ein: Manager, Geschäftsleute, Entscheidungsträger, aktuell auch Banker. Der Druck auf die produktiv Tätigen hat sich extrem verstärkt, man hat das mal “Leistungsverdichtung“ genannt. Will heißen: immer mehr in immer kürzerer Zeit von immer weniger Menschen machen lassen. Deshalb scheint es ja in Deutschland auch besser zu gehen als z.B bei den Griechen. Sowas geht jedoch nur eine begrenzte Zeit lang gut, dann brechen die Leistungsträger zusammen, und das Ganze fährt gegen die Wand. Und genau das geschieht derzeit: die Fachleute – Psychiater, Psychotherapeuten, Arbeitsmediziner – schlagen Alarm: die Fehlzeiten wegen Burnouts oder Mobbingfolgen haben inzwischen einen so hohen Stellenwert angenommen, dass sich die Gesellschaft mal Gedanken machen sollte. Nicht die „Sozialfälle“ sind derzeit dringend hilfsbedürftig, es sind die Leistungsträger, die das Ganze stemmen (müssen).

Wenn Sie eine vernünftige Versicherung haben, können Sie es ja mal ausprobieren: der Facharzt stellt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beim Stichwort „Burnout“ oder“ Mobbing“ (die sind ja selber betroffen vom Kassenterror) ganz schnell aus. Vernünftige Versicherung: da bietet sich die „Betriebsunterbrechungsversicherung“, kurz BUV, an, die kann man nämlich bei der Steuer geltend machen, was bei der Krankentagegeldversicherung nicht geht, trotz Verfassungsgerichtsurteil sind nämlich Krankenversicherungsbeiträge nach wie vor überwiegend aus versteuertem Einkommen zu entrichten. Da haben die Politiker wieder mal Recht (Verfassung!) mit Füssen getreten, Begründung: „wir können es uns nicht leisten“, aber im gleichen Atemzug hat man den Eurorettungsschirm auf zwei Billionen ausgedehnt. Das können wir uns anscheinend leisten, ebenso wie eine Erhöhung des Kindergelds, das natürlich direkt an die Familien fließt und nicht etwa in die Bildung. Was mit dem Kindergeld passiert sieht man daran, dass es inzwischen in immer mehr Schulen die gute alte Schulspeisung gibt, weil die armen Kleinen hungrig in die Schule geschickt werden, wenn überhaupt, die Zahl an Schulschwänzern nimmt ja auch überproportional zu.

 

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